Boom im Gesundheitswesen: So gewinnen Personaldienstleister Pflegekräfte

Pflegebranche unter Druck – Nachfrage auf Rekordniveau

In kaum einem Bereich ist der Fachkräftemangel so spürbar wie in der Pflege. Alternde Bevölkerung, zunehmende Fallzahlen in Kliniken und Einrichtungen sowie steigende Ansprüche an Pflegequalität führen dazu, dass qualifiziertes Personal händeringend gesucht wird. Laut Bundesagentur für Arbeit bleibt ein großer Teil der offenen Stellen länger als 6 Monate unbesetzt.

Für Personaldienstleister ergibt sich daraus eine enorme Chance – aber auch eine klare Verantwortung. Denn Pflegekräfte sind nicht nur „zu vermitteln“, sie wollen wertgeschätzt, flexibel eingesetzt und individuell betreut werden.

Was Pflegekräfte heute wirklich erwarten

Geld allein reicht nicht. Wer Pflegekräfte gewinnen will, muss ihre Lebensrealität verstehen. Neben einer fairen Bezahlung spielen folgende Faktoren eine zentrale Rolle:

  • Verlässliche Dienstplanung: Wer planbare Freizeit verspricht, punktet.
  • Wertschätzende Kommunikation: Pflegekräfte wünschen sich klare, respektvolle Ansprache.
  • Wahlmöglichkeiten beim Einsatzort: Viele lehnen lange Fahrwege oder unpassende Einrichtungen ab.
  • Mitspracherecht bei Arbeitszeiten: Früh-, Spät-, Nachtdienst – nicht jede:r will alles.
  • Karriereperspektiven und Weiterbildungen: Qualifizierung ist für viele ein Motivator, nicht nur für Führungskräfte.

Wer als Personaldienstleister diesen Bedürfnissen nicht nur zuhört, sondern aktiv darauf eingeht, gewinnt Vertrauen – und langfristige Bindung.

Recruiting-Kanäle: Wo Pflegekräfte heute gesucht – und gefunden – werden

1. Mobile Bewerbung ohne Papierkram

Pflegekräfte haben weder Zeit noch Lust auf komplizierte Bewerbungsprozesse. WhatsApp-Bewerbung, One-Klick-Formular oder Rückrufanfrage funktionieren deutlich besser als PDF-Anschreiben.

2. Empfehlungsprogramme

„Pflege kennt Pflege“ – Mitarbeitende kennen potenzielle neue Kräfte. Wer Empfehlungen mit attraktiven Boni belohnt, profitiert doppelt: von passgenauen Kandidat:innen und höherer Bindung der Bestandskräfte.

3. Social Recruiting

Plattformen wie Instagram, Facebook und vor allem TikTok werden 2025 zunehmend genutzt, um auch junge Pflegekräfte zu erreichen. Kurze, authentische Einblicke in den Arbeitsalltag schlagen klassische Stellenanzeigen um Längen.

4. Lokale Präsenz

Pflege ist regional. Kooperationen mit Berufsschulen, Infoveranstaltungen in Pflegeeinrichtungen oder Präsenz auf Gesundheitsmessen zeigen Nähe – und machen den Unterschied.

Matching ist mehr als Lebenslauf und Zeugnis

Gerade im sensiblen Bereich der Pflege ist kulturelle Passung entscheidend. Nicht jede Kraft passt in jede Einrichtung – und nicht jeder Einsatzort ist für jede Person geeignet. Gute Personaldienstleister setzen daher auf:

  • Persönliche Vorgespräche statt reiner Dokumentenprüfung
  • Soft Skill Matching: Empathie, Belastbarkeit, Kommunikationsstil
  • Berücksichtigung individueller Präferenzen: z. B. keine Nachtdienste oder Wunsch nach bestimmten Fachbereichen
  • Hospitationstage oder Schnuppereinsätze vor langfristiger Vermittlung

Diese Form des qualitativen Recruitings stärkt nicht nur die Zufriedenheit auf beiden Seiten, sondern senkt auch die Abbruchquoten deutlich.

Herausforderungen: Was Personaldienstleister im Blick behalten müssen

  • Arbeitsrechtliche Besonderheiten: Pflegepersonal unterliegt teilweise eigenen tariflichen Regelungen (z. B. TVöD Pflege).
  • Berufsrecht und Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Hier ist rechtliche Expertise gefragt.
  • Burnout-Prävention: Ein hoher Krankenstand ist keine Seltenheit. Eine verantwortungsvolle Einsatzplanung schützt die Gesundheit der Pflegekräfte.
  • Vermeidung von Überlastung und Ausbeutung: Wer kurzfristige Personalnot durch zu hohe Belastung „löst“, verliert langfristig seine Leute – und seinen Ruf.

Erfolgreiche Vermittlung braucht langfristige Begleitung

Pflegekräfte wollen sich nicht „vermittelt“, sondern begleitet und betreut fühlen. Erfolgreiche Dienstleister bieten daher:

  • Regelmäßige Feedbackgespräche
  • Reaktionsschnelle Ansprechpartner:innen
  • Transparente Kommunikation bei Einsätzen und Schichtplänen
  • Faire Behandlung im Krankheitsfall oder bei familiären Notlagen

Diese Form der Betreuung zahlt sich aus – nicht nur in Loyalität, sondern auch im Ruf als Arbeitgeber.

Fazit: Pflegevermittlung braucht Empathie, Effizienz und Ehrlichkeit

Der Gesundheitssektor boomt – doch wer in der Pflege erfolgreich Personal vermitteln will, muss mehr bieten als Schnelligkeit. Personaldienstleister, die ihre Prozesse digitalisieren, die Lebenswirklichkeit von Pflegekräften verstehen und echte Begleitung bieten, sichern sich einen festen Platz im Markt.

Es geht nicht nur darum, Pflegekräfte „zu finden“. Es geht darum, ihnen ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sie bleiben wollen und können.

  • Bundesagentur für Arbeit (2024): Engpassanalyse Gesundheits- und Pflegeberufe. https://www.arbeitsagentur.de
  • Deutscher Pflegerat (2025): Berufszufriedenheit und Wechselbereitschaft in der Pflege. https://www.deutscher-pflegerat.de
  • StepStone Studie Gesundheitswesen (2024): https://www.stepstone.de/Ueber-StepStone/Studien/

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